Psychische Gesundheit stärken – Wie geht’s der Seele wirklich?
Warum es sich lohnt, innezuhalten, bevor es zu viel wird
Am 10. Oktober erinnert der Welttag der psychischen Gesundheit daran, dass seelische Gesundheit genauso wichtig ist wie körperliche. Nicht nur an einem Tag im Jahr, sondern mitten im Alltag – zwischen Terminen, Verantwortung und den vielen Rollen, die es zu erfüllen gilt.
Psychische Gesundheit braucht Aufmerksamkeit, bevor Überlastung, Erschöpfung oder innere Leere überhandnehmen. Gerade Menschen, die funktionieren, viel halten und für andere da sind, übersehen häufig die eigenen Signale.
Dieser Beitrag lädt dazu ein, diese Zeichen früh wahrzunehmen – und der Seele wieder Raum zu geben.
Die leise Sprache der Seele verstehen
Frühe Warnzeichen für seelische Überlastung
Psychische Überlastung entsteht selten über Nacht. Sie wächst leise – Schritt für Schritt. Frühe Signale können sein:
- anhaltende innere Anspannung oder Nervosität ohne klaren Auslöser
- Schwierigkeiten abzuschalten, Grübeln oder gedankliches „Dauerdrehen“
- Overthinking, ständiges Analysieren, Abwägen, Kontrollieren
- körperliche Beschwerden ohne organische Ursache (z. B. Kopfschmerzen, Engegefühle, Schlafstörungen)
- Rückzug, weniger Kontakt, weniger Freude
- Reizbarkeit, dünnere Geduld, schnelleres Überfordertsein
- das Gefühl, nur noch zu funktionieren und kaum noch etwas zu spüren
Diese Warnzeichen sind eine Einladung, achtsam zu werden – nicht, um sich zu bewerten, sondern um zuzuhören.
Psychische Gesundheit bedeutet nicht, immer stabil oder positiv zu sein, sondern in Verbindung mit sich zu bleiben – und zu merken, wenn etwas aus der Balance gerät.
Körper und Seele – eine untrennbare Verbindung
Körper und Seele sind eng verbunden. Emotionen drücken sich körperlich aus – in Haltung, Atmung, Muskelspannung, Verdauung oder Energie.
Anhaltender Stress, ungelöste Konflikte oder unterdrückte Gefühle können sich in Verspannungen, innerer Unruhe, Druckgefühlen oder Erschöpfung zeigen.
Die
körperorientierte Psychotherapie
nutzt diese Verbindung. Sie versteht den Körper als Resonanzraum für seelische Prozesse.
Durch gezielte Wahrnehmungsübungen, Atmung, Haltung oder achtsame Bewegung kann Zugang zu inneren Themen entstehen, die sich rein gedanklich oft nicht erreichen lassen.
So öffnet sich ein Weg zurück in die Selbstwahrnehmung – nicht über Analyse, sondern über Empfindung. Der Körper wird zum Kompass und zum Verbündeten.
Achtsamkeit statt Analyse: Wahrnehmen, nicht bewerten
Die Frage „Wie geht es gerade wirklich?“ verführt leicht dazu, innerlich zu analysieren oder zu erklären. Doch Achtsamkeit meint etwas anderes: wahrnehmen, ohne zu urteilen.
Eine achtsame Haltung kann heißen:
- Gefühle bemerken, ohne sie zu rechtfertigen („Da ist Müdigkeit“, „Da ist Enge“)
- Körperempfindungen spüren, ohne sie sofort verändern zu müssen
- mit Neugier auf die eigene innere Reaktion schauen
- dem Erleben mit einem sogenannten Anfängerinnen-Geist* begegnen – offen, ohne Erwartungen
Diese Art des Dabeiseins ermöglicht, die eigene Realität zu respektieren, so wie sie gerade ist. Aus diesem Respekt entsteht oft erst die Kraft, etwas zu verändern.
Kleine Rituale für die innere Balance
Seelische Gesundheit nährt sich im Alltag – durch kleine, regelmäßige Momente der Zuwendung.
- Atempausen: Mehrmals täglich bewusst drei ruhige Atemzüge nehmen, um vom Kopf in den Körper zurückzufinden. Auch im Yoga finden sich viele Techniken, den Atem bewusst wahrzunehmen und zu regulieren.
- Körper-Check-in: Kurz prüfen, wo Spannung sitzt, und diesen Bereich sanft lockern. Der sogenannte Body Scan kann helfen, den Körper achtsam zu „durchreisen“.
- Bewusste Übergänge: Vor oder nach Terminen kurz innehalten, ausatmen, innerlich wechseln.
- Naturkontakt: Licht, Wind, Erde, Pflanzen bewusst wahrnehmen – und sich für einen Moment mit der Umgebung verbinden.
- Tagesrückblick: Abends eine Situation benennen, die gutgetan hat – ergänzt durch kleine Übungen aus der Positiven Psychologie, z. B. „Drei Dinge, die heute gut gelaufen sind – und mein Beitrag dazu.“
Diese Mini-Rituale stärken Selbstwahrnehmung und Selbstregulation, wirken beruhigend auf das Nervensystem und helfen, innere Balance zu bewahren.
Fazit: Die Seele braucht Zeit, Raum und Zuwendung
Der Welttag der psychischen Gesundheit ist ein guter Anlass, innezuhalten. Doch die Einladung gilt jeden Tag: regelmäßig zu spüren, wie es der eigenen Seele geht – und ernst zu nehmen, was sich zeigt.
Frühe Warnzeichen sind keine Störung, sondern wertvolle Hinweise.
Wer ihnen zuhört, kann gegensteuern, bevor Erschöpfung zur Krise wird. Manchmal genügt ein kurzer Moment der Stille. Eine Hand auf dem Herzen. Ein bewusster Atemzug. Und manchmal braucht es mehr Raum, mehr Begleitung, mehr Tiefe.
Seelische Gesundheit beginnt dort, wo Aufmerksamkeit, Körperwahrnehmung und innere Freundlichkeit zusammenkommen.
Weiterführende Informationen
Informationen zu Arbeitsweise, Schwerpunkten und zur kostenfreien
Kennenlern-Sprechstunde finden sich auf der Website:
www.nicoleforrai-therapie.de
